Diese Reise wirkte wie ein einziger Traum. Das Gefühl bei 35 Grad wirklich vor den Pyramiden zu stehen, durch die Wüste zu fahren, Kreuzfahrten über den Nil oder über den Suezkanal zu machen - das alles war einfach unglaublich. Begonnen hat unsere Reise, deren Anlass einige Kooperationsverträge zwischen der Hochschule Magdeburg-Stendal und ägyptischen Hochschulen war, mit einer elendlangen Busfahrt von Kairo bis an das letzte Ende Unterägyptens: Raselbar. An diesem Ort, der eigentlich nur unter Einheimischen als Urlaubsort bekannt ist, mündet der Nil ins Mittelmeer. Obwohl man uns wohl nicht herzlicher hätte willkommen heißen können, war diese Stadt für uns so fremd und ungewöhnlich wie es eine Stadt nur sein kann. Dieser kulturellen Unterschiede war sich wohl auch die ägyptische Führung bewusst: Wir konnten uns nicht einen Schritt von der Gruppe oder vom Hotel entfernen, permanent stand die Security neben uns, und wenn der Bus mit Blaulicht und Eskorte durch die Straßen fuhr, fühlten wir uns fast wie -Very Important Persons-. Dazukommt, dass die meisten ägyptischen Männer europäische, blonde Frauen nur aus dem Fernsehen kennen. So kommt es schon mal vor, dass man sich wie eine Attraktion im Zoo fühlt und mindestens drei ernstgemeinte Heiratsanträge pro Tag bekommt. Trotz der Hitze sollte frau also stets Kleidung tragen, die Schultern und Knie bedeckt.
Von Raselbar aus besuchten wir diverse Universitäten, Krankenhäuser, Bürgermeister etc., zuerst in Raselbar selbst, dann in einigen Nachbarstädten. Abends gaben wir unsere Konzerte, darunter geistliche und volkstümliche deutsche Chormusik, aber auch ein arabisches Lied und die ägyptische Nationalhymne. Die beiden Letzteren durften wir oft noch ein zweites Mal singen, da die Zuhörer so begeistert waren. Doch auch für die deutsche Musik zeigten sie sich überraschenderweise sehr aufgeschlossen und präsentierten uns im Gegenzug ihre arabische Folklore.
Nach drei Tagen ging es endlich nach Kairo zur deutschen Schule (mit Pool - endlich!), wo wir auf Gastfamilien aufgeteilt wurden. Ein bisschen mulmig war uns schon zu Mute, als Mädchen allein in einer islamischen Gastfamilie untergebracht zu sein, doch die Bedenken stellten sich bald als unbegründet heraus. Zumindest unsere Gastgeschwister konnten perfekt Deutsch, und auch die Unterkünfte erwiesen sich geradezu als Märchenschlösser. Denn eine private Schule wie die deutsche können sich in Ägypten nur wohlhabende Familien leisten. Nicht selten gab es Hausdiener, Nanny und Chauffeur. Dennoch war es interessant, das Land auch von dieser Seite kennen zu lernen.
In Kairo erwartete uns auch das typische Touristenprogramm. Was soll man noch sagen, wenn man vor den Pyramiden von Sakkara und Gizeh gestanden hat? Das Gefühl ist unbeschreiblich, einfach unfassbar! Natürlich durften auch die Moscheen und koptischen Kirchen, das Ägyptische Museum und Khan el Khalili, der größte und berühmteste Kairoer Bazar, nicht fehlen. Den Abschluss bildete eine große Diner-Party mit Musik und Bauchtanz auf einem Nildampfer.
Wir hatten eine wunderschöne Zeit in Ägypten, aber in dieser fremdartigen Welt freut man sich dann doch wieder auf eine kühle deutsche Brise, das heimische Essen - und auf zurückhaltendere Männer! Was bleibt, sind die Eindrücke, die kaum in Worte zu fassen sind und uns immer in Erinnerung bleiben werden. Vielleicht gelingt es sogar, mit dem einen oder anderen Ägypter in Kontakt zu bleiben ... |